Die beiden Partner eines Paares verbringen die meiste Zeit des Tages zusammen. Dabei wird wirklich alles gemeinsam unternommen: schlafen, fressen, fliegen, klettern, duschen, putzen, dösen, …
Der direkte Körperkontakt ist sehr wichtig. Beim Kuscheln oder Dösen sitzen beide Katharinasittiche nah zusammen, meist Schwanz an Schwanz. In den Ruhepausen kraulen sich die Partner ausgiebig und sehr intensiv. Möchte der eine Katharinasittich gerne gekrault werden, so streckt er seinem Gegenüber den Hinterkopf hin und/oder stupst ihn sanft an. Meist kann dann der andere nicht widerstehen und beginnt mit der sozialen Gefiederpflege. Das Gefieder ist bei beiden Tieren leicht gesträubt, die Augen sind geschlossen.
Kraulen, kuscheln, Gefieder pflegen
Bevorzugt wird der Nacken des Partners gekrault. Bei vertrauten Paaren kann man jedoch ebenso das Putzen der Schwanzfedern oder Handschwingen beobachten. Beim „Kopf-zu-Schwanz-Kraulen“ (der sogenannten 69-Stellung) sitzen die Partner nebeneinander und putzen sich gegenseitig, meist gleichzeitig, das Steiß- und Schwanzgefieder.
Besonders empfindlich ist die Region um die Augen der Katharinasittiche. Auch dort wird gekrault.
Neben dem sozialen Aspekt der Paarbindung hat die gegenseitige Gefiederpflege noch einen ganz praktischen Vorteil.
Während der Mauser brechen die Federn eingepackt in weiße, harte Scheiden durch die Haut. Erst wenn diese Schutzhülle entfernt ist, kann sich die Federfahne ausbreiten. Dieser Prozess der Gefiedererneuerung scheint sehr zu jucken, denn während der Mauser ist übermäßiges Putz- und Kratzverhalten zu beobachten. Damit das Gefieder schnell wieder in Topform kommt, bröseln die Tiere die Federscheiden beim Putzen auseinander. Das können sie an nahezu jeder Stelle ihres Körpers – außer am Kopf. Und hier tritt nun der Partner in Erscheinung, der diese Aufgabe allzu gern übernimmt.
Ist ein Paar aus welchen Gründen auch immer für einen Moment getrennt, so hält es über laute Rufe zumindest akustischen Kontakt. Dies geht so lange, bis beide wieder vereint sind. Zur Begrüßung richten sich die Partner voreinander auf und berühren sich mit den Schnäbeln. Bei einigen Tieren kann man zusätzlich Schwenkbewegungen des Kopfes beobachten. So scheinen sie voreinander herzuschunkeln – sie wackeln sich an.
Eine ausgiebige Balz im Sinne von Singen, Präsentation besonderer Gefiederregionen oder -anhänge wie Hauben, bunte oder lange Schwanzfedern oder Tanzen kann man beim Katharinasittich nicht beobachten. Lange wurde jedoch auch behauptet, dass es zwischen den Partnern eines Paares nur selten zur sozialen Körperpflege und wahrscheinlich nie zur Partnerfütterung kommt. Dies kann inzwischen durch viele Beobachtungen widerlegt werden.
Ganz im Gegenteil: Täglich verbringen die Tiere mehrere Stunden damit, sich gegenseitig zu kraulen. Das Männchen füttert sein Weibchen besonders in der Brutzeit mehrmals am Tag.
Ein Balzverhalten äußert sich außerdem in verstärktem Schnäbeln, Betteln des Weibchens und wahren Verfolgungsjagden über die Sitzäste durch das Männchen. Dabei ist nur selten einer der beiden Partner aggressiv.
Ein weiteres, interessantes Element ist das gegenseitige Festhalten an den Füßen. Entweder mit dem Schnabel oder ebenfalls mit einem Fuß wird ein Fuß des Partners gegriffen und daran herumgezerrt oder -geknabbert. Das scheint nicht unangenehm zu sein, denn der so Gegriffene lässt es ohne Meckern über sich ergehen.
Fühlt sich einer der Partner doch einmal zu arg bedrängt, so klärt er durch ein kurzes Knurren die Angelegenheit. Meist wird direkt im Anschluss wieder gekrault und gekuschelt.
Bist du ein Männchen oder ein Weibchen?
Katharinasittiche zeigen keinen Sexualdimorphismus, das heißt, dass Männchen und Weibchen sich nicht optisch unterscheiden. Wie genau sie sich erkennen, ist noch immer nicht eindeutig geklärt.
Es wird vermutet (Lantermann 1999), dass sich mit Einsetzen der Geschlechtsreife, möglicherweise auch schon früher, eindeutige Dominanzverhältnisse ausbilden. So ist bei den Katharinasittichen in der Regel das Männchen der dominantere, aggressivere Teil eines Paares. Lantermann schreibt dazu:
Die Dominanz äußert sich in gewissen charakteristischen Verhaltensabläufen. So zeigt ein dominantes Tier viele agonistische und Imponierverhaltensweisen, während der untergeordnete Vogel selbst in Krisensituationen oft weitgehend neutral bleibt.
Allerdings können die eindeutigen Verteilungen der Geschlechterrolle auch mal ausbleiben. Die Konsequenz sind gleichgeschlechtliche Paare.
„So sind viele Fälle aus der Züchterliteratur bekannt, in denen zwei Männchen oder Weibchen dadurch mehr oder weniger harmonische Paarbindungen eingehen konnten, dass ein Tier die dominante, aggressivere Position, das andere die submissive Position einnahm, unabhängig vom Geschlecht und von den Dominanzverhältnissen unter normalen Bedingungen. Dabei kann es zu allen erdenklichen Ausprägungen einer heterosexuellen Paarbeziehung kommen, also zu sozialer Gefiederpflege, zu Partnerfüttern und selbst zu Kopulationsversuchen.
(Lantermann 1999)
Gelingen oder Misslingen solcher gleichgeschlechtlichen Beziehungen hängen vom Charakter der einzelnen Tiere ab. Es gibt inzwischen zahlreiche Beispiele, in denen gleichgeschlechtliche Paare durchaus harmonisch zusammenleben. Andere Halter hingegen berichten von Aggressionen der Tiere untereinander.
Interessant ist, wenn ein bisher einzeln gehaltenes, gleichgeschlechtliches Männchenpaar in einen Schwarm integriert wird: Das dominante Männchen sucht sich häufig sofort ein Weibchen als neue Partnerin, während das unterlegene Tier oftmals in seiner Rolle als Weibchen verharrt.
Aber auch in Schwarmhaltung finden sich immer wieder gleichgeschlechtliche Paare, die harmonisch zusammenleben.